HYBRIDA in a Nutshell
HYBRIDA steht für „Hybrider werteorientierter interdisziplinärer Designansatz für datenintensive Softwaresysteme“.
Das Projekt wird über das Programm „Forschungsstart“ für zwei Jahre von der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert (2023/2024).
Entwickelt werden Methoden und Tools, die die interdisziplinäre Zusammenarbeit in Softwareteams unterstützen sowie Kreativität und Kommunikation besonders in der Ideenfindungsphase fördern.
Unser Ziel: Eine verantwortungsvolle Entwicklung datenintensiver Applikationen, die Werte und Bedürfnisse der Nutzer:innen in den Vordergrund stellen.
Die 5 Säulen von HYBRIDA
HYBRIDA basiert auf den Prinzipien der menschenzentrierten Gestaltung: Die Bedürfnisse der Nutzer:innen werden in den Mittelpunkt gestellt – für eine Entwicklung von Softwareprodukten, die Technologie so einsetzt, dass sie den Menschen dient, und nicht umgekehrt. Das Finden und Adressieren der “richtigen” Problemstellung spielt dabei eine zentrale Rolle und erfordert, in die Tiefe zu gehen und Ursachenforschung zu betreiben, anstatt nur an der Oberfläche zu kratzen. Dies umfasst mehrere Iterationen, da der Prozess den Prinzipien des Experiential Learnings (Experience – Reflect – Apply) folgt und Erkenntnisse, wie z.B. aus der Nutzerforschung, kontinuierlich getestet und ggf. überarbeitet werden.
HYBRIDA zeichnet sich dadurch aus, dass nicht nur die Bedürfnisse der Nutzer:innen im Mittelpunkt der Gestaltung stehen, sondern in erster Instanz deren Werte. HYBRIDA fördert zu Beginn des Prozesses die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten, um ein Bewusstsein für das eigene Werteverständnis zu schaffen und der Bildung von Biases vorzubeugen. Auch die Werte der am Projekt beteiligten Stakeholder werden in den Prozess einbezogen, um Wertekonflikte frühzeitig adressieren zu können. Schließlich wird die Entwicklung konsequent an den Werten der Nutzer:innen ausgerichtet.
HYBRIDA fördert gezielt kollaboratives und kooperatives Arbeiten in verschiedenen Phasen des Prozesses. Kollaboration erfolgt im Rahmen von Workshops, in denen das Team zusammenkommt und mit Hilfe verschiedener Tools gemeinsam am Projekt arbeitet. Kooperation findet asynchron zwischen den Workshops statt, wenn Teammitglieder Teilaspekte eigenständig bearbeiten und auf einer digitalen Plattform mit dem Team teilen. Kollaborative und kooperative Phasen wechseln sich während des gesamten Projekts ab und ergänzen sich.
HYBRIDA nutzt Interdisziplinarität bewusst als Katalysator für Kreativität und kritisches Denken. Gerade in der Softwareentwicklung und im Zeitalter von KI ist Interdisziplinarität unumgänglich, denn die Systeme, die wir heute entwickeln, haben nicht nur eine technologische, sondern auch eine soziale Komponente. Wir brauchen diverse Teams, um Bias vorzubeugen und Technologien zu entwickeln, die letztlich dem Wohl der Menschen dienen.
HYBRIDA arbeitet in den Workshops mit haptischen Tools. Dies hilft, die manchmal abstrakte Wertethematik im wahrsten Sinne des Wortes „greifbar“ zu machen. Die haptischen Elemente unterstützen die kreative Auseinandersetzung mit komplexen Sachverhalten und fördern die Kommunikation im Team.
Interdisziplinäre Teams
Welche Arten von Diversität gibt es?
Im Unternehmenskontext ist ein diverses Team eine Gruppe von Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften, Qualifikationen und Kenntnissen, die auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Diversität ist ein strategischer Wert für Unternehmen, denn damit ein Unternehmen optimal funktioniert, sind unterschiedliche Kompetenzen erforderlich, die in Einklang gebracht werden müssen – und das ist oft gar nicht so einfach.
Neben unterschiedlichen Bildungshintergründen und daraus resultierenden Rollen im Team kann sich Diversität auch auf andere Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Nationalität beziehen. Auch unterschiedliche Denk- und Kommunikationsweisen sind zu berücksichtigen, zum Beispiel in Form von verschiedenen Problemlösungspräferenzen in einem Team – manche Menschen kommen gerne schnell ins Handeln und probieren verschiedene Dinge aus, um einer Lösung näher zu kommen, andere Menschen machen lieber erst einen genauen Plan, denken nach und analysieren die Situation, bevor sie eine Entscheidung treffen.
Jeder Mensch denkt und handelt anders, hat andere Lebens- und Berufserfahrungen gemacht und bringt daher eine andere Perspektive mit. Genau das ist der große Vorteil von diversen Teams, kann aber manchmal auch zum Nachteil werden, da das Konfliktpotenzial meist größer ist als in sehr homogenen Teams.
Erkenntnisse aus der Praxis: Diversität & Kreativität
Die Probleme unserer Welt werden immer komplexer und damit interdisziplinäres Arbeiten immer wichtiger: Es braucht Wissen, Fähigkeiten und Perspektiven aus einer Reihe von Disziplinen, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Insbesondere dann, wenn Kreativität gefragt ist: Interdisziplinären Teams wird aufgrund ihres vielfältigen Erfahrungsschatzes ein höheres Potenzial zur Entwicklung kreativer Lösungen zugeschrieben, auch weil es mehr Reibereien gibt und dadurch ein intensiverer Diskurs stattfindet. So profitieren Teams oft von Meinungsverschiedenheiten und treffen bessere Entscheidungen, da verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden.
Wir haben uns insbesondere die Herausforderungen interdisziplinärer Software-Teams angeschaut, wenn es darum geht, über einen längeren Zeitraum kreativ miteinander zu arbeiten, wie zum Beispiel in der Problem- und Ideenfindungsphase eines Projekts. Ob die kreative Zusammenarbeit gelingt, wird maßgeblich von drei Faktoren bestimmt: Organisationsstruktur, Kommunikation und Führung.
- Eine der größten Herausforderungen ist hier oft der Mangel an Infrastruktur, z.B. in Form von regelmäßigen Meetings innerhalb des Projektteams sowie fehlenden Möglichkeiten, sich informell auszutauschen.
- Außerdem wird die abteilungsübergreifende Kommunikation oft erschwert, da es “Silos” zwischen den einzelnen Units gibt, z.B. weil verschiedene Abteilungen an verschiedenen Standorten sitzen.
- Die einzelnen Abteilungen folgen dann wiederum ihren eigenen Abläufen und Prozessen, nutzen verschiedene Tools und Dateiablagen, was nicht nur den Informationsfluss sondern auch die Zusammenarbeit erschwert.
- Da Softwareentwicklung oft zwar agil aber trotzdem in festgelegten Stufen abläuft (z.B. Research, Design, Development), findet meist zwar Kooperation statt aber wenig Kollaboration: Staffellauf statt “echtes” Zusammenarbeiten am runden Tisch.
- Je weniger Möglichkeiten zu Austausch und Diskussion es gibt, desto häufiger treten Missverständnisse auf, oftmals verstärkt durch die Nutzung verschiedener Fachbegriffe.
- Konflikte können zudem entstehen, weil die Teammitglieder verschiedene Problemlösungspräferenzen mitbringen oder auch unterschiedliche Erwartungen oder Bedürfnisse was z.B. Qualität betrifft.
- Regelmäßige Meetings und Networking mit internen und externen Stakeholdern und Expert:innen führt hingegen dazu, dass Unstimmigkeiten nicht in Auseinandersetzungen sondern in Diskussionen enden, die das Team voranbringen.
- Unabdingbar ist dabei ein wertschätzender Umgang miteinander auf Augenhöhe, Neugierde und Offenheit. Immer wieder Fragen zu stellen, hilft ein gemeinsames Grundverständnis zu schaffen, die Zielsetzung zu klären, und Ideen kontinuierlich zu verbessern.
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Es beginnt schon vor der eigentlichen Zusammenarbeit, und zwar bei der Zusammensetzung des Teams. Ein Team sollte nicht nur divers sein im Hinblick auf die Kompetenzen der Einzelnen, sondern auch deren Charaktere.
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Die Führungskraft begleitet und hält das Team zusammen, z.B. durch das Aufstellen von Regeln für die Ideenfindung, das Fördern einer gesunde Feedback-Kultur und durch kontinuierlichen Austausch von Wissen und Ideen.
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Auch der Einsatz von verschiedenen Methoden für Ideenfindung und -priorisierung kann helfen, genauso wie regelmäßige Formate für die Reflektion der Zusammenarbeit.
Wenn diese drei Faktoren zusammenkommen, gelingt es interdisziplinären Teams häufig nicht nur, kreativere und innovativere Ansätze zu entwickeln, sondern auch Lösungen, die ganzheitlicher und nutzerfreundlicher sind. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Ideen auch umgesetzt werden – schließlich wurden alle relevanten Stakeholder von Anfang an einbezogen und sind somit maßgeblich an der Lösung beteiligt.
Kurzum: Diverse Teams stoßen auf mehr Hindernisse im Prozess und haben daher manchmal einen steinigeren Weg vor sich, aber sie haben auch die Chance, ihre Vielfalt als Sprungbrett für gut durchdachte, kreative Lösungen zu nutzen.
Was sind eigentlich Werte?
Werte sind Moralkodizes und Leitplanken. Werte prägen unsere Weltsicht: Sie sind dauerhafte individuelle oder gesellschaftliche Präferenzen und bestimmen, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und wie wir selbst handeln. Werte repräsentieren zudem zentrale menschliche Ziele und Motive und spiegeln sowohl selbstbezogene als auch gesellschaftliche Erwartungen wider. Jeder Mensch hat seine eigene Wertehierarchie. Einigen Werten messen wir eine größere Bedeutung und Wichtigkeit bei als anderen. Werte sind kontextunabhängig: Unsere Werte sind uns zu Hause genauso wichtig wie bei der Arbeit.
Insgesamt sind Werte eine begrenzte Anzahl von Konzepten oder Überzeugungen, die sich auf wünschenswertes Verhalten beziehen und die Auswahl und Bewertung von Verhalten und Ereignissen steuern. “Wünschenswert” bedeutet hier, dass es in der Realität einen Unterschied zwischen dem subjektiv idealen Ausleben der eigenen Werte und dem tatsächlichen Handeln geben kann. Dies wird als Wertediskrepanz bezeichnet, die entstehen kann, weil wir uns entweder unserer eigenen Werte gar nicht bewusst sind oder weil es einen Wertekonflikt gibt, z.B. weil ein Bedürfnis stärker ist als ein anderes. So kann in einem Kontext ein Wert wichtiger sein als ein anderer.
Werte leiten unser Verhalten und helfen uns, unsere tieferen Bedürfnisse zu verstehen. Gleichzeitig sind Werte auch treibende Kräfte für unser Handeln. Sie dienen als Motivatoren, um unsere Ziele zu verfolgen, als das “Warum” hinter unseren Handlungen oder auch als Entscheidungskriterien. Entscheidungen für oder gegen etwas werden zum Beispiel dann getroffen, wenn dadurch die eigenen Werte gewahrt bleiben. Dies geschieht oft unbewusst. Denn die Erfüllung oder Nichterfüllung unserer Werte hat Einfluss auf unsere Emotionen, z.B. fühlt es sich stimmig an, macht uns glücklich oder löst Angst oder Unbehagen aus.
Werte sind dabei nicht so einfach messbar. Sie lassen sich nur indirekt über die Worte, Verhaltensmuster und Handlungen von Menschen miteinander in Beziehung setzen und dadurch messen. Wertemodelle können uns dabei helfen, Werte besser zu verstehen und einzuordnen. Die Psychologen Shalom H. Schwartz und Wolfgang Bilsky haben in den 1980er Jahren ein Modell entwickelt, das zehn globale und kulturübergreifende Werte enthält:
- Universalismus
- Wohlwollen
- Konformität
- Tradition
- Sicherheit
- Macht
- Leistung
- Hedonismus
- Stimulation
- Selbst-Bestimmung
Diese Grundwerte passen von ihrer Bedeutung her unterschiedlich gut zusammen. So ist es zum Beispiel möglich, einem Freund zu helfen (Grundwert: Wohlwollen) und gleichzeitig Anerkennung und Toleranz zu zeigen (Grundwert: Universalismus). Schwieriger ist es dagegen, helfen zu wollen und gleichzeitig nach Macht zu streben. Dementsprechend sind die zehn Grundwerte in einem Kreis angeordnet, als einander nahe oder einander entgegengesetzt. Grundwerte, die nebeneinander stehen, treten häufig gemeinsam auf (z.B. Wohlwollen, Universalismus und Konformität).
Grundwerte, die einander gegenübergestellt sind, haben dagegen wenig gemeinsam und treten in der Regel nicht in Kombination auf (z.B. Wohlwollen und Macht).
Die zehn Grundwerte werden wiederum zu vier so genannten Wertetypen höherer Ordnung zusammengefasst, die zwei Dimensionen mit konkurrierenden Wertetypen aufspannen: Offenheit für Veränderung und Bewahrung des Bestehenden sowie Selbststärkung und Selbsttranszendenz.
Um dieses Wertemodell für HYBRIDA greifbarer zu machen, verwenden wir Beispiele für die einzelnen Grundwerte. Dabei hat uns eine Value Map geholfen, die von der Common Cause Foundation auf Basis der Arbeit von Professor Schwartz erstellt wurde. Die einzelnen Ausprägungen der Grundwerte haben wir aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Teilweise haben wir die Beispiele ergänzt, gekürzt oder durch Synonyme ersetzt. Dieser redaktionelle Prozess erfolgte in Teamarbeit, um ein möglichst breites Verständnis der Werte zu gewährleisten und Voreingenommenheiten zu vermeiden. Zum Grundwert “Wohlwollen” gehören z.B. die Begriffe Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Loyalität und Liebe, zu “Selbstbestimmung” gehören Kreativität, Neugierde und Unabhängigkeit.
In unseren Workshops bildet die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten die Grundlage für eine menschenzentrierte und werteorientierte Gestaltung. Deshalb betrachten wir die Werte der Teilnehmenden zunächst auf der individuellen Ebene, denn Werte schwingen oft unbewusst mit und beeinflussen unsere Wahrnehmung und unser Handeln. Um einen Wertebias, z.B. durch die unbewusste Übertragung eigener Wertvorstellungen auf die der Zielgruppe, zu vermeiden, ist es wichtig, sich zunächst mit den eigenen Werten auseinanderzusetzen.
In einem zweiten Schritt wird das individuelle Werteverständnis im Team ausgetauscht und gemeinsam reflektiert, wie divers oder homogen die Gruppe in Bezug auf ihre Werte ist. Dies dient dem gegenseitigen Kennenlernen, aber auch dazu, den gemeinsamen Nenner im Team zu finden. Die Werte, nach denen das Team im Projekt handeln will, werden in einem Teammanifest festgehalten.
Schließlich folgt die Auseinandersetzung mit den Werten der am Projekt beteiligten Stakeholder. Dazu stellt sich das Team aus Sicht der Stakeholder die beiden Fragen “Wäre es nicht toll, wenn…?” und “Wäre es nicht schrecklich, wenn…?”. – Die Antworten auf diese Fragen dienen als Ausgangspunkt für die Bewertung der Werte, die hinter diesen Befürchtungen oder Wünschen stehen. Diese ersten Hypothesen werden später in der Feldforschungsphase getestet.
Ethik & KI
Was ist der Unterschied zwischen Ethik, Moral und Werten?
Die Begriffe “Moral” und “Ethik” werden manchmal synonym verwendet. Unterscheidet man, so ist Moral die Praxis, Ethik die Theorie. Ethik beinhaltet also wissenschaftliche Reflexion und ist ein Teilgebiet der Philosophie. Teil davon ist das Nachdenken über das gute Leben und das moralisch richtige Handeln. Ethik orientiert sich nicht an dem, was ist, sondern an dem, was sein soll.
In der Ethik geht es auch um die Analyse und Auseinandersetzung mit Werten, und zwar nicht mit ökonomischen oder emotionalen Werten, sondern mit moralischen Werten und werteorientiertem Handeln. Werte beschreiben mögliche Grundhaltungen in der individuellen Persönlichkeit eines Menschen, in einem Team oder im Unternehmenskontext.
Der Begriff Moral bezeichnet die Werte, die eine Gesellschaft verbindlich leben will und bezieht sich damit auf das Kollektiv. Moral wird häufig in Form von Normen kommuniziert. Normen können allgemein anerkannte Grundsätze oder Regeln oder auch moralisch verbindliche Werte sein, die bestimmte Ziele und Handlungen nach sich ziehen (sollen).
Was bedeutet Ethik im Kontext von KI?
In den letzten Jahren haben sich viele Wissenschaftler:innen aus Bereichen wie Datenwissenschaft, künstliche Intelligenz und maschinellem Lernen intensiv damit beschäftigt, wie datenintensive Anwendungen gestaltet werden können, damit sie zum Wohle der Menschen funktionieren. So untersuchen Forschungsbereiche wie Explainable Artificial Intelligence (XAI), Human-Centered Artificial Intelligence (HCAI) und Human-Centered Explainable AI (HCAI), wie wir Technologien des digitalen Zeitalters wie z.B. künstliche Intelligenz so entwickeln können, dass die Systeme transparent und verständlich aufgebaut sind und sich an den Bedürfnissen der Nutzer:innen orientieren.
Diese Forschung ist bereits heute für Unternehmen sehr relevant, die datenintensive Softwareanwendungen anwenden oder diese entwickeln und wird in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen. So hat Gartner im Hype Cycle 2022 für KI-Innovationen das Thema menschzentrierte KI als einen von vier Schlüsselbereichen identifiziert. Während Responsible AI noch fünf bis zehn Jahre benötigen wird, um den Mainstream zu erreichen, wird digitale Ethik als Trend wahrscheinlich schon in den nächsten zwei bis fünf Jahren großen Einfluss darauf haben, wie sich die Technologiebranche entwickelt.
Obwohl immer mehr Unternehmen KI-Prinzipien einführen, um zu zeigen, wie wichtig ihnen Fairness, Transparenz, Datenschutz und Vertrauenswürdigkeit sind, bleibt die praktische Umsetzung dieser Prinzipien aus verschiedenen Gründen problematisch. Diese Gründe sind vielfältig und reichen von zu komplexen Szenarien bis hin zu von Natur aus intransparenten Algorithmen wie z.B. neuronalen Netzwerken. Darüber hinaus haben sich selbst Prinzipien, die aus sehr praktischen Projekten wie AI for Social Good (AI4SG) abgeleitet wurden, manchmal als unscharf erwiesen.
Umso wichtiger ist es, Wege zu finden, Unternehmen dabei zu unterstützen, diese Prinzipien greifbar und umsetzbar zu machen.
Methoden für eine wertorientierte Gestaltung
Methodische Ansätze, die dabei helfen können, gibt es bereits. Value Sensitive Design mit seinen drei Hauptsäulen der konzeptionellen, technischen und empirischen Untersuchung von Wertfragen hat beispielsweise den Vorteil, dass dieser Ansatz von Natur aus selbstreflexiv ist. Darüber hinaus wird die Einbeziehung von direkten und indirekten Stakeholdern während des gesamten Designprozesses als entscheidend angesehen. Frameworks wie Human-Centered Design (HCD) oder Design Thinking (DT) betonen ebenfalls die kontinuierliche und iterative Suche nach der Bedeutung des Problems. Darüber hinaus fördern HCD und DT die Zusammenarbeit und funktionieren am besten, wenn sie in diversen Teams angewendet werden. Allerdings fehlt es diesen Methoden bisher an Techniken, die bereits in der Ideenfindungsphase die Auseinandersetzung und Diskussion von Werten integrieren – hier setzt HYBRIDA an.
HYBRIDA: Unsere Anforderungen an die Methode
Wir haben im Sommer 2023 insgesamt sieben Interviews mit Expert:innen im Bereich Softwareentwicklung durchgeführt. Themen, die uns besonders interessiert haben, waren z.B. das Vorgehen im Entwicklungsprozess, der mögliche Einsatz spezieller Tools oder Methoden während der Ideenfindung, die Zusammensetzung und Kommunikation im Team sowie inwieweit ethische Aspekte und Werte in der Ideenfindung schon eine Rolle spielen.
Jedes Interview hat ca. eine Stunde gedauert, wurde anschließend transkribiert und ausgewertet, insbesondere in Hinblick auf mögliche Anforderungen an unsere Methode. Dabei haben sich folgende Themenkomplexe herauskristallisiert, über die unsere Interviewpartner:innen gesprochen haben:
- Auf der Prozess- und Methodenebene ging es um die Problemdefinition, die Ideenfindung und die Dokumentation, und den Entwicklungsprozess im Gesamten
- Auf Teamebene ging es Wege, um das Team zu unterstützen, Diversität, die Integration von Expertenwissen sowie um Mindset
- Im Bereich Ethik und Nutzerzentrierung ging es um die drei Themen Nutzer:innen, Ethik und Daten
- Die Anforderungen an die Methode zur Problemexploration und Ideengenerierung konzentrieren sich auf die Unterstützung der Nutzer bei der Entwicklung eines klaren Problemverständnisses und darauf aufbauender kreativer Lösungen.
- Dies beinhaltet die Unterstützung von kritischem Denken sowie ein kontinuierliches Framing und Reframing des Problems.
- Die Methode soll unterschiedliche Problemlösungsansätze ansprechen, freies Denken fördern und auch extreme Ideen einbeziehen.
- Eine systematische Bewertung und Priorisierung der Ideen sowie eine Abschätzung der benötigten Ressourcen sind ebenfalls wichtig, um die besten Lösungen zu identifizieren und effizient umzusetzen.
- Die Methode soll branchenübergreifend anwendbar sein und Entscheidungsfindung, Zeitmanagement und iterative Arbeitsprozesse unterstützen. Regelmäßige Abstimmungen und Feedbackschleifen sichern den kontinuierlichen Fortschritt.
- Die Dokumentation spielt eine zentrale Rolle, um Ideen nachvollziehbar zu machen, analoges Material in digitales zu überführen und Meilensteine festzuhalten.
- Die Methode sollte als Coach fungieren, um die individuelle und kollektive Entwicklung zu fördern, eine klare Kommunikation zu gewährleisten und Diskussionen anzuregen.
- Ein kollaboratives Umfeld mit flachen Hierarchien wird durch die Methode unterstützt, die Motivation und das Einbringen von Ideen werden gestärkt.
- Darüber hinaus soll die Methode helfen, Konflikte zu neutralisieren und die Teamarbeit kontinuierlich zu verbessern.
- Die Förderung von Diversität und interdisziplinärem Austausch ist ebenfalls zentral, um innovative Lösungen zu entwickeln.
- Externe Experten sollen einbezogen werden, um das Wissen zu erweitern und den Experten-Bias zu minimieren.
- Eine offene Denkweise, die Einflüsse von außen zulässt und ganzheitliches Denken fördert, wird unterstützt, um kreatives und kontinuierliches Lernen zu ermöglichen und die eigene Rolle im Team besser zu verstehen.
- Die Methode soll helfen, die technologischen Stärken optimal zu nutzen und die Bedürfnisse der Nutzer umfassend zu verstehen.
- Dies beinhaltet den intensiven Austausch mit Stakeholdern, die Analyse des Nutzungskontextes und die Ermittlung von Nutzerwünschen.
- Ein zentrales Element ist die Integration von Daten, wobei deren Verfügbarkeit und die erforderlichen Kompetenzen der Teammitglieder entscheidend sind.
- Es ist wichtig, die technischen Möglichkeiten zu verstehen und darüber hinauszudenken, während die Abhängigkeiten und Grenzen von KI realistisch eingeschätzt werden.
- Ethik spielt eine zentrale Rolle, wobei kritisches Hinterfragen, Datenschutz und die Vermeidung von Verzerrungen von entscheidender Bedeutung sind.
- Projekte sollten stets auf ihre ethische Machbarkeit geprüft werden, um verantwortungsvolle und wertebasierte Entscheidungen zu treffen.
Das HYBRIDA-Modell
Übersicht Framework
Das HYBRIDA-Modell setzt vor allem in der frühen Phase der Softwareentwicklung an und geht der Anforderungsanalyse voraus. Das Team setzt sich in drei Phasen intensiv mit der Problemdefinition und Ideenfindung auseinander. Dies erfolgt unter Einbeziehung der Werte und Bedürfnisse der beteiligten Stakeholder mit besonderem Fokus auf die Nutzer:innen des zu entwickelnden Systems sowie die von der Softwarelösung betroffenen Personengruppen. In den drei Phasen (Dive in – Tune in – Look out) wechseln sich kollaboratives und kooperatives Arbeiten ab. Die kollaborative Arbeit findet in Workshops statt, in denen sich das gesamte Team trifft. Die Vor- und Nachbereitung der Workshops erfolgt asynchron über eine digitale Plattform.
Die erste Phase startet mit einer Bestandsaufnahme sowie einer Einführung in die Thematik des werteorientierten Designs. Dies dient dazu, das Team auf den gleichen Stand zu bringen und Raum für einen ersten Gedankenaustausch und die Klärung offener Fragen zu bieten.
ONLINE
- Was ist unser Ausgangspunkt?
- Gibt es bereits einen Business Case?
- Welche Informationen sind bereits verfügbar, sowohl in Bezug auf die Zielgruppe (Demografie, Personas) als auch auf die aktuelle Marktsituation (Milieus, Benchmarks, Wettbewerber, Best Practices und neue Trends)?
- Welche Datenquellen oder Datensätze sind ggf. bereits vorhanden?
- Was ist unser Budget?
Anschließend kommt das Team zum ersten Mal im Workshop-Setting zusammen. Hier stehen Teambuilding sowie die praktische Auseinandersetzung mit Werten im Vordergrund sowie die Beschäftigung mit den beteiligten Stakeholdern.
WORKSHOP
- Wer sind wir als Team?
- Was ist unser gemeinsames Verständnis des Business Case?
- Welches Ziel verfolgen wir?
- Welche Werte vertreten wir als Einzelpersonen und als Team?
- Wer sind die beteiligten Stakeholder und in welcher Beziehung stehen sie zueinander?
- Welche Ziele und Werte vertreten die Stakeholder, insbesondere Nutzer:innen und Betroffene?
- Wo gibt es Gemeinsamkeiten oder potenzielle Konflikte?
Die zweite Phase steht ganz im Zeichen der Feldforschung – alle bisher aufgestellten Hypothesen werden nun getestet. Es beginnt wieder eine asynchrone Arbeitsphase, in der die Teammitglieder auf die Suche nach Antworten auf folgende Fragen gehen:
FIELD RESEARCH & ONLINE
- Welche Bedürfnisse und Herausforderungen haben die Nutzer:innen?
- Welche Werte vertreten die Nutzer:innen und die direkten / indirekten Stakeholder?
- Welcher Kontext und soziale Hintergrund prägen die Nutzungssituation?
Die Erkenntnisse werden anschließend auf der digitalen Arbeitsplattform geteilt, sortiert und ausgewertet, mit dem Ziel anschließend Designprinzipien aufzustellen, nach denen das Team die Gestaltung der Softwarelösung ausrichtet.
Im anschließenden Workshop-Teil geht es darum die Design Challenge auf den Punkt zu bringen sowie erste Ideen zu entwickeln. Dieser Prozess wird von den folgenden Fragen geleitet:
WORKSHOP
- Warum sind unsere Designprinzipien relevant? Was hat uns bisher davon abgehalten, diese umzusetzen? Was können mögliche Stolpersteine sein?
- Welche Kompromisse sind bei konkurrierenden Bedürfnissen oder Werten ggf. notwendig?
- Was sehen wir als unsere relevanteste Design Challenge an? Wo liegt das größte Potential?
- Folgen die Ideen, die wir entwickeln noch unseren Designprinzipien?
Die dritte und letzte Phase des HYBRIDA-Modells startet mit einem Workshop, der direkt an die Ideenfindung aus der vorherigen Phase anschließt. In diesem Modul werden die zuvor entwickelten Ideen auf ihre möglichen Konsequenzen hin untersucht. Wichtige Fragen, denen das Team hier auf den Grund geht sind:
WORKSHOP
- Folgen wir nach wie vor den identifizierten Werten?
- Welche Konsequenzen hat es, wenn wir diese Idee implementieren?
- Welche Konsequenzen sind wünschenswert, welche sollten vermieden werden?
- Welchen Aspekt der Idee wollen wir bestärken / vermeiden?
- Welche Probleme könnten entstehen? Wie wahrscheinlich sind diese?
- Welche „Safety Measures“ braucht es, damit keine Dystopie entsteht?
Auf Basis dieser Überlegungen entwickelt das Team als letzten Schritt des Workshops ein Szenario unter Berücksichtigung folgender Fragen:
- Welche Funktionen sind erforderlich und technisch umsetzbar?
- Welche Daten werden für die Lösung benötigt? Wie ist ihre Verfügbarkeit?
In der abschließenden asynchronen Phase wird ein Implementierungsplan mit Prioritäten und Verantwortlichkeiten entwickelt. Das HYBRIDA-Framework führt dann nahtlos in die technische Ausgestaltung der Anforderungen über.
Der Experiential Learning-Ansatz
Das Framework folgt dem Ansatz des Experiential Learning. Jede Phase des Prozesses besteht aus mehreren kurzen Modulen, deren Methodik den drei Schritten Experience – Reflect – Apply folgt. So lernen die Teams durch Reflexion ihres Handelns und können dieses kontinuierlich anpassen und neues Wissen direkt anwenden. ‚Experience‘ wird z.B. durch den Einsatz haptischer Werkzeuge in den Workshops realisiert. Das Team taucht in ein Thema ein, indem es etwas ausprobiert. So werden z.B. Werte direkt erfahrbar gemacht. Bei ‘Reflect‘ werden Methoden eingesetzt, die den Austausch und die Diskussion anregen: Wie war die Erfahrung? Welche Erkenntnisse gibt es? Was lässt sich daraus für die Gestaltung datenintensiver Systeme ableiten? In ‘Apply’ wird dieses Wissen dann in den Projektkontext übertragen und in die Anwendung gebracht.
10 Learnings aus 5 Workshops
Die HYBRIDA-Workshops unterstützen Teams bei der Entwicklung datenintensiver, wertorientierter Softwarelösungen. In insgesamt fünf Workshops, in denen wir unsere Tools testen konnten, haben wir folgende Erkenntnisse gewonnen:
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Das Bewusstsein für die eigenen Werte fehlt oft
Entscheidungen werden häufig auf der Bedürfnisebene getroffen, ohne die zugrunde liegenden Werte zu kennen oder diese gar zu reflektieren. Sich der eigenen Werte bewusst zu sein, hilft nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Teammitglieder und Stakeholder besser zu verstehen. Die Ursachen möglicher Konflikte können so oft besser nachvollzogen werden.
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Werte sind anfällig für Bias
Die Arbeit mit Werten in den Workshops hat verdeutlicht, wie subjektiv das eigene Werteverständnis sein kann. Viele Werte werden generell als wichtig empfunden, es bedarf jedoch einer kritischen Selbstreflexion, um zwischen „Ich finde diesen Wert gut“ und „Ich handle danach“ zu unterscheiden. Die Frage „Welche Werte leiten dein Handeln?“ ist besonders wirkungsvoll, wenn sie mit konkreten Beispielen aus dem Alltag verknüpft wird.
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Gegenüber bestimmten Werten gibt es Vorurteile
Werte wie „Macht“ wurden in den Workshops während der individuellen Wertebestimmung zum Teil gemieden, da sie intuitiv negativ besetzt sind. Es ist wichtig, in der Moderation zu verdeutlichen, dass alle Werte gleichwertig sind und keiner moralischen Bewertung unterliegen – “schlechte” Werte gibt es nicht.
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Stakeholder-Werte sind nicht immer eindeutig
Sich in die Stakeholder hineinzuversetzen und ihnen Werte zuzuordnen, ist anspruchsvoll und lässt Spielraum für Interpretationen. Fragen wie „Welcher Wert wird hier bedroht?“ oder „Welcher Wert wird gestärkt?“ können als Trigger die Diskussion leiten und eine gezieltere Auseinandersetzung mit den jeweiligen Werten fördern.
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Modularität fördert Interaktion
Das physische Zusammenbauen der Stakeholder-Figuren hat die Kommunikation im Team gestärkt, da die Stakeholder so im wahrsten Sinne des Wortes anfassbar wurden. Aus einer Sammlung verschiedener Stakeholder Snappies auswählen zu können, hat für lebhafte Diskussionen gesorgt und das gemeinsame Verständnis für die jeweiligen Stakeholder gestärkt.
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Mehr Energie durch Tangible Elements
Die haptischen Materialien und interaktiven Elemente haben dabei geholfen, die Energie im Raum hoch zu halten. Die Teilnehmer:innen empfanden den Workshop als weniger anstrengend, da komplexe Themen durch den Einsatz der Tools direkt greifbarer wurden. Darüber hinaus wurden die Snappies auch gerne als „Fiddle Toys“ während des Nachdenkens verwendet – vor allem das Zusammenschnappen der Magnete macht einfach Spaß.
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Einzelarbeit und Gruppenarbeit im Wechsel funktioniert gut
Die Kombination von Einzelarbeit und anschließender Gruppenarbeit wurde positiv aufgenommen. Introvertierte Teilnehmer:innen haben es besonders geschätzt, zunächst in Ruhe Ideen entwickeln zu können, bevor diese in der Gruppe diskutiert und weiterentwickelt wurden.
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Spielerische Elemente steigern die Kreativität
Bunte, interaktive Elemente und die Möglichkeit, Dinge leicht zu verändern, haben dazu beigetragen, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Das Ergebnis: Freieres und kreativeres Arbeiten.
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Die richtigen Fragen machen den Unterschied
Oft verbirgt sich hinter einem offensichtlichen Problem eine tiefere Ursache. Kritisches Hinterfragen mit Fragen wie „Warum ist das wichtig?“ oder „Was hat uns bisher davon abgehalten, das zu tun?“ führt zu tieferen Einsichten und nachhaltigeren Lösungen.
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Moderation bringt Struktur und Fokus
Es ist wichtig, dass die Moderation die Gruppe durch den Prozess führt und deutlich macht, wann z.B. analytisches oder kreatives Denken gefragt ist und wie die einzelnen Schritte der Übungen aufeinander aufbauen und in den Gesamtprozess passen. “Was ist das Ziel?” und “Warum machen wir das?” sind Fragen, die immer klar sein sollten.
ValueSpace Snappies
Mit HYBRIDA bringen wir interdisziplinäre Teams zusammen, die gemeinsam an innovativen und wertvollen Softwarelösungen arbeiten. Wert-voll im wahrsten Sinne des Wortes, denn mit Hilfe der HYBRIDA-Methodik werden die unterschiedlichen Wertvorstellungen der beteiligten Stakeholder in den Mittelpunkt der Gestaltung gestellt. Damit öffnen wir den ValueSpace, einen Raum, in dem Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen und Profilen zusammenkommen, um den Grundstein für eine wertorientierte Entwicklung datenintensiver Software zu legen.
Begleitet wird dieser Prozess durch den Einsatz von haptischen Elementen – unseren Snappies. Im ValueSpace werden Kollaboration, Dialog, Co-Creation und die kreative Zusammenarbeit zwischen Expert:innen unter Verwendung physisch greifbarer Werkzeuge unterstützt. Durch den Einsatz physischer Elemente werden komplexe Konzepte für alle Beteiligten im wahrsten Sinne des Wortes greifbar. So schaffen wir eine gemeinsame Sprache, die die Diskussionen zwischen beispielsweise Fachexpert:innen, User Experience (UX) Expert:innen, Designer:innen und Informatiker:innen fördert. Der Einsatz physischer Elemente in kreativen Prozessen hat sich sowohl im Rahmen von HYBRIDA als auch in anderen Studien als positiv für die Zusammenarbeit und Kreativität der Beteiligten erwiesen (Liang et al., 2021; Nass & Trapp, 2019).
Der ValueSpace als Workshop-Kit ist modular aufgebaut. Ein Set besteht aus 867 Snappies und begleitet die Teams durch den gesamten HYBRIDA-Prozess. Mit den Snappies lassen sich Werte im Team visualisieren, Stakeholderfiguren bauen, Nutzungsszenarien erkunden und vieles mehr. Warum wir die Snappies so getauft haben? Weil sie dank der eingebauten Magnete aneinander „snappen“ – der Magnetmechanismus leitet an, ohne dabei die Kreativität der Teilnehmer:innen einzuschränken.
Die Value Snappies sind das Herzstück der Methode und im Gegensatz zum cleanen, weißen Look der anderen Teile bunt. Die farbliche Kennzeichnung der einzelnen Werte hilft dem Team, diese besser einzuordnen und beispielsweise auf einen Blick zu erkennen, ob einem Stakeholder Sicherheit oder Leistung wichtig ist.
Neben den Elementen, mit denen die Stakeholder nach dem Mix-and-Match-Prinzip zusammengestellt und personalisiert werden können, sind die Value Orbits die nächsten zentralen Bausteine. Mit den unterschiedlich großen Orbits lassen sich z.B. Ringe zur Darstellung von Stakeholder Maps, MindMaps oder auch ein Zeitstrahl zur Entwicklung eines Nutzungsszenarios bauen – die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.
Alle Snappies sind übrigens 3D-gedruckt und können in unserer 3D Library heruntergeladen werden, inklusive Anleitung zur Produktion und Infos zu Materialbedarf und Druckeinstellungen.
HYBRIDA-Workshops
Wir bieten Unternehmen und Organisationen an, die im Projekt HYBRIDA entwickelten Methoden zu testen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:
- HYBRIDA als Appetithappen: Sie probieren unsere Methoden innerhalb eines Workshops aus, inhouse bei Ihnen oder an der Hochschule Mainz – von 4 Stunden bis zu 2 vollen Tagen ist alles möglich. Dabei stellen wir einen Use Case, sodass Sie und Ihr Team sich voll und ganz auf die Methodik konzentrieren können. Die Workshops eignen sich für Teams von 3-6 Personen. Pro Workshop können bis zu 12 Personen, aufgeteilt in zwei Teams, teilnehmen.
- HYBRIDA von A bis Z: Sie planen oder arbeiten bereits an einem Projekt, in dem eine Anwendung oder zumindest eine Komponente datangetrieben ist bzw. auf Daten basiert? Sie haben zudem ein starkes Interesse daran, nutzerzentrierte Lösungen zu entwickeln und sind offen, den Ansatz der wertorientierten Gestaltung in Ihrem Unternehmen zu implementieren? Mit HYBRIDA haben wir einen Prozess und ein Set von Methoden entwickelt, die Sie und Ihr Team genau dabei unterstützen, insbesondere in den frühen Phasen der Problemdefinition und Ideenfindung. Innerhalb von 3 aufeinander aufbauenden Workshops sowie vor- und nachgelagerten Phasen der digitalen Zusammenarbeit begleiten wir Sie mit HYBRIDA dabei, ethische und innovative Lösungen zu entwickeln.
HYBRIDA: Train the Trainers
Die Nutzung von Daten für die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Eine nutzerzentrierte Entwicklung solcher Systeme, die sich an den Wertvorstellungen der Nutzer:innen orientiert, ist daher essenziell und birgt ein hohes Innovationspotenzial. Es ist uns daher ein großes Anliegen, HYBRIDA im Unternehmenskontext weiter zu verbreiten und die Anwendung der Methoden der wertorientierten Gestaltung zu etablieren.
Zur Zeit arbeiten wir an einem Weiterbildungsprogramm, um Mitarbeiter:innen zu befähigen, die HYBRIDA-Methodik innerhalb ihrer Unternehmen anzuwenden und zu verbreiten.
Hier setzt HYBRIDA an:
- Teamwork: Die Methodik leitet und unterstützt die interdisziplinäre Zusammenarbeit in Teams. Der Einsatz von haptischen Tools stärkt zudem die Kommunikations- und Reflexionsfähigkeit im Team, da so abstrakte Themen greifbar werden.
- Ethik: Die Methodik fördert eine menschenzentrierte und werteorientierte Entwicklung. Werte werden dabei von Anfang an und kontinuierlich im Entwicklungsprozess berücksichtigt, was im Einklang mit aktuellen Trends wie Human-Centered AI steht.
- Innovation: Mit der Implementierung des HYBRIDA-Ansatzes können sich Unternehmen als Vorreiter für wertorientierte Gestaltung in der Softwarebranche positionieren.
Sie möchten das Train-the-Trainer Konzept in Ihrem Unternehmen testen? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme über hybrida@designmethods.ai
Inspirierende Inhalte rund um KI, Designmethoden und Ethik
Kurse
- Google: Grundlagenkurse Machine Learning
- IBM: Apply Design Thinking to AI
- IBM: A beginner’s guide to artificial intelligence and machine learning
- Elements of AI: A free online introduction to artificial intelligence for non-experts
- KI-Campus: Lernplattform für Künstliche Intelligenz
Talks
- Why everyone should be data literate | Jordan Morrow | TEDxBoise
- How Big Data Can Influence Decisions That Actually Matter | Prukalpa Sankar | TEDxGateway
- How ethics will change the future of technology | Olivia Gambelin | TEDxPatras
- Stimmen zur Künstlichen Intelligenz: Kurzinterviews mit Expert:innen aus Wissenschaft und Wirtschaft
Buch-Tipps
- The Atlas of AI: Power, Politics, and the Planetary Costs of Artificial Intelligence (Kate Crawford)
- Design und künstliche Intelligenz: Theoretische und praktische Grundlagen der Gestaltung mit maschinell lernenden Systemen (Marc Engelhart und Sebastian Löwe)
- Human-Centered AI (Ben Sneiderman)
- Responsible AI: Implement an Ethical Approach in your Organization (Olivia Gambelin)
- The Life Centred Design Guide (Damien Lutz)
- Questions are the Answer (Hal Gregersen)
- Google PAIR (People, AI & Research): The People + AI Guidebook
- Design for AI by IBM
- Microsoft Human-Centred AI (HAX)
- TUM Institute for Ethics in Artificial Intelligence
- IEEE Standards Association: Ethically Aligned Design, “From Principles to Practice”
- The Human-Centered AI Group
- Ethics for Designers
- Value-Sensitive Design Lab
Das HYBRIDA-Corporate Design
Behind the Scenes: Was steckt hinter dem Design?
Im Projekt HYBRIDA beschäftigen wir uns seit Anfang 2023 mit mit einer Vielzahl von auf den ersten Blick widersprüchlichen Themen und Ansätzen aus den Bereichen datenintensive Softwareentwicklung und Zusammenarbeit in diversen Teams wie z.B.:
- Technischer Fortschritt vs. menschliche Bedürfnisse und Werte
- Kollaboration vs. kooperatives, asynchrones Zusammenarbeiten
- Analoge, anfassbare Tools vs. Methoden, die auch im digitalen Raum funktionieren
Im Laufe des Projekts entwickeln wir Methoden und Werkzeuge, die diese Konzepte zusammenführen. Unser Corporate Design soll dies widerspiegeln. Unsere Bildmarke löst diese Aufgabe, indem zwei Pfeile aus unterschiedlichen Richtungen aufeinander zulaufen. Dies spiegelt, verstärkt durch die kontrastreiche Farbwahl, zum einen die Unterschiedlichkeit der Elemente wider, zum anderen aber auch die Offenheit für Kommunikation, denn die beiden Pfeilspitzen stehen sich gegenüber und überlappen sich sogar. Diese Überschneidung bringt ein drittes Element ins Spiel: ein Quadrat, das für den Raum steht, der sich öffnet, wenn aus dem Aufeinandertreffen zweier Gegensätze etwas Neues entsteht.
Vorträge
- Ethische Werte, Nutzenstiftung und Innovationspotenzial im Mittelpunkt der Gestaltung mit Daten, präsentiert von Claudia Nass-Bauer beim Tag für Forschung und Transfer 2023, Hochschule Mainz
- User-centered Design Methods in Data-Intensive Software Development Processes: A State-of-the-Art Review, präsentiert von Jasmin Riebel beim Young Scientists and early-stage research in Data Science Workshop (YSDS-23) des Informatik 2023 Festivals
- Kommunikation in der Wissenschaft – wie Designmethoden die Kommunikation in interdisziplinären Teams in der Forschung und in Organisationen unterstützen, präsentiert von Claudia Nass-Bauer und Lukas Flory bei “Designgespräch: Wissenschaft trifft Design” in Mainz (2023)
- Möglichkeiten des Design Thinking im Diskurs von KI-Szenarien, präsentiert von Claudia Nass-Bauer bei den #KIWorkshops2023 am Fraunhofer IESE Institut in Kaiserslautern
- Einblicke in das Forschungsprojekt HYBRIDA, präsentiert von Jasmin Riebel und Lukas Flory bei der internen Veranstaltungsreihe “Dozentenfutter” an der Hochschule Mainz (2023)
- HYBRIDA – Haptische Tools für eine wertorientierte KI-Entwicklung, präsentiert von Claudia Nass-Bauer bei den Tagen für Forschung und Transfer 2024, Hochschule Mainz
- More than Brainstorming: Nurturing Long-term Creativity in Interdisciplinary Tech Teams, präsentiert von Jasmin Riebel bei der MIC Conference 2024 des Marconi Institute for Creativity
Workshops
- Exploring human-centered design methods for value-based AI development, Workshop geleitet von Jasmin Riebel, TRANSFORM 2023 – Konferenz zu den Themen KI, Nachhaltigkeit, Kunst und Design, Trier
- Workshop HYBRIDA: Werteorientierte Gestaltung, geleitet von Claudia Nass-Bauer und Jasmin Riebel, Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE, Kaiserslautern, 2024
- Workshop HYBRIDA@dB Werteorientierte Gestaltung, geleitet von Jasmin Riebel und Claudia Nass-Bauer, Skydeck der Deutschen Bahn, Frankfurt, 2024
- Workshop: Wertorientierte Gestaltung von KI-Features, geleitet von Jasmin Riebel, LUX – Pavillon der Hochschule Mainz, 2024
- VALUE-ORIENTED DESIGN OF AI SOLUTIONS – A collaborative workshop using tangible tools, geleitet von Jasmin Riebel und Claudia Nass-Bauer, Global Entrepreneurship Week, University of Malta, 2024
Veröffentlichungen
User-centered Design Methods in Data-Intensive Software Development Processes: A State-of-the-Art Review (Jasmin Riebel, präsentiert beim Young Scientists and early-stage research in Data Science Workshop (YSDS-23) des Informatik 2023 Festivals)
As intelligent products and services become our new normal, discussions about user needs gain traction. This paper explores the state-of-the-art literature on the intersection of design methodologies and data-intensive software development. Considering 16 papers out of 182 from 2017-2023, the extent to which user-centered approaches have already found their way into data-intensive software development processes was examined. Here, Explainable Artificial Intelligence (XAI), Human-Centered Explainable Artificial Intelligence (HCXAI), and Human-Centered Artificial Intelligence (HCAI) were identified. Second, existing frameworks and case studies that combine Design Thinking (DT) and AI development were examined. Although DT has been found to be valuable in software development due to its focus on empathy, problem definition, and interdisciplinarity, this paper argues that user-centeredness still falls short and should be considered more consequently, especially in the early stages of development where empathy for the user, the understanding of the problem, and concrete ideas are formed.
Chancen wertorientierter Gestaltung im Diskurs (Claudia Nass-Bauer & Jasmin Riebel) als Teil des Tagungsbandes „ESAPI 2023 – Diskussionsbeiträge zum Projekt TAHAI (TrustAdHocAI), Ergebnisse eines öffentlichen Expertenworkshops am Fraunhofer IESE“ (Hrsg. Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Schmietendorf)
Dieser Beitrag diskutiert die Herausforderungen, mit denen Unternehmen zunehmend konfrontiert sind, wenn sie einerseits auf Daten zurückgreifen möchten, um die Bedürfnisse von Kund:innen und Stakeholdern gezielter zu adressieren und gleichzeitig die Wahrung ethischer Grundsätze verfolgen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, schlagen wir die Etablierung einer werteorientierten Ideenfindungsphase vor. Als Teil eines menschenzentrierten Designansatzes wird diese als expliziter Schritt in Softwareentwicklungsprozessen für auf künstlicher Intelligenz (KI) basierten Funktionen integriert. Anhand eines Beispiels aus dem Gesundheitswesen veranschaulichen wir diesen Ansatz, der die Zusammenarbeit und Kooperation in heterogenen und multidisziplinären Teams fördert.
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